Da fällt man ja vom Glauben ab!
Sti-ll-eee Nacht, heilige Nacht:
Am Morgen des 24. noch das
allgemeine Weihnachtchaos bis abends dann die Kerzen auf den Tannenzweigen
brennen, man schiebt seine Geschenke unter den festlich geschmückten Baum, oder
drückt sich, auf den Weihnachtsmann wartend, die Nase an der Fensterscheibe
platt. In der Luft ein Duft von selbst gebackenen Keksen, man träumt von Schnee
oder ein überraschendes Türklingeln, das eine besondere Person auf die Fußmatte
zaubert. In ihren Karossen rückt die Familie von weither an, bringt Wirbel ins
Haus (von Meister Proper persönlich abgesegnet). Wenn man nicht wie jedes Jahr
noch auf die letzte Minute ins Einkaufszentrum galoppiert, um verzweifelt bei
Thalia ein Buch für Person XY zu suchen, kann dieser heilige Abend kommen. Wie jedes Jahr. Und wie der Geier brutzelnd
in den Ofen gehört, darf natürlich auch besonders eins nicht fehlen – alle
Jahre wieder – der Kirchgang!
Hört her,
Schande über mein Haupt, aber bei jenem Gottesdienst wird es für den Rest dieses und vermutlich nächsten Jahres bleiben (vielleicht zieht mich ja wenigstens meine Ehrlichkeit noch aus dem Sumpf…). Nichtsdestotrotz stiefelte ich auch 2013 wieder guten Mutes den Kopfsteinweg meiner trauten Nachbarschaftskirche hinauf, um zum 3000. Mal die Weihnachtgeschichte zu hören. Und wie jedes Jahr bei diesem (wortwörtlich) einmaligen Event, ertappte ich mich selbst im Wartemodus… auf eine Art Knall… oder eher DIE Erleuchtung.
Schande über mein Haupt, aber bei jenem Gottesdienst wird es für den Rest dieses und vermutlich nächsten Jahres bleiben (vielleicht zieht mich ja wenigstens meine Ehrlichkeit noch aus dem Sumpf…). Nichtsdestotrotz stiefelte ich auch 2013 wieder guten Mutes den Kopfsteinweg meiner trauten Nachbarschaftskirche hinauf, um zum 3000. Mal die Weihnachtgeschichte zu hören. Und wie jedes Jahr bei diesem (wortwörtlich) einmaligen Event, ertappte ich mich selbst im Wartemodus… auf eine Art Knall… oder eher DIE Erleuchtung.
Pustekuchen!
Eine geschlagene
Dreiviertelstunde vor Startpfiff bereits auf einer passablen Bank platziert, sah
ich die Massen an mir vorbeiströmen. Als ob der Pastor mit Aktien um sich warf,
oder unter dem Altar ein gigantischer Goldschatz zu finden sei, schien sich das
ganze Dorf ins Kirchenschiff zu quetschen. Mit den flehenden Augen eines
Junkies schielten sie nach den ach so kleinsten Sitzplätzchen und wie auf einer
Theaterbühne wurden neue Gesichter schleunigst zu bekannten – nach der dritten
Runde Reise nach Jerusalem um die immer noch vollen Bankreihen (das muss doch
irgendwie gehen…).
Bei längerem Überlegen trifft
Theater übrigens die Faust aufs Auge! Stolzgeschellter Brust stakst da ein
Pfau mit aufgeklapptem Monsterpelzkragen, von einer Empore zur anderen warfen
sich Farbegetupfte Münder das „Schön Euch zu sehen“ zu, unter ein paar
Gewitterwolken schmollten hier noch ein paar Weihnachtwütende (was wäre
Weihnachten ohne einen ordentlichen Krach?!)
Ein einziges <Hallo> und <Fröhliche
Weihnachten>, <Ja Dir auch>, <Mensch, wir haben uns ja Ewigkeiten
nicht gesehen>, <Guck mal, da kommt Hetti (die sollte sich aber auch mal
die Lebkuchen verkneifen…!)>, <Ach ich glaub ich hab den Herd angelassen…!>,
<Mir ist langweilig!>, <Kind, sitz doch mal still>, <Kannst Du
den Pastor sehen?> – <Ne, Du?>
All jene Farbtropfen liefen
zusammen und mischten sich zu einem Zirkus von Sinneseindrücken, viel mehr zu
einer unterschwelligen Komödie. Irgendwie schienen selbst die Knopfaugen der
pummeligen Engelsputten vor Staunen geweitet. Sonst die traurige
Zweireihenbesetzung (oder hat sich seit meiner Konfirmandendzeit eine 180-Grad-Wendung
ereignet?!) und jetzt dieser Beklopptenansturm
(zu denen ich mich selbst
übrigens zähle, am Sehen und Gesehenwerden teilnehmend).
Aber wo war die heilige Stimmung abgeblieben?!
Das Theater hatte nicht den
Vorhang fallen lassen, nein, das Stück ging in den zweiten Akt. Der Pastor las
inzwischen schon aus seinem goldenen Buch vor. Ob es an dem jauligem Heulgesang
lauter Quälgeister lag, dem krächzendem Weiberchor samt (vielleicht urkomischer wie
tottrauriger, aber ganz bestimmt dementer) Tenorbegleitung, anders kann ich mir
jene derart schräge Performance einfach nicht erklären, die da auf unsere Köpfe
herabschmetterte. Oder war es schlichtweg Schuld dieser bizarren Herde, frommer
Schäflein, der man ihre „Gottesdienstmiene“ einfach nicht abkaufte?! Folglich
klang leider auch dieses Jahr die Geschichte von der zwar jungfräulichen,
dennoch verheirateten und(!) schwangeren Maria, sowie dem Stern als königlichen
Navigationsystems (jetzt komme ich bestimmt in die Hölle) in meinen Ohren
rätselhaft. Stattdessen fielen mir siedendheiß Loriots Festtagsanekdoten ein,
„Früher war mehr Lametta“, sehr passend auch, „darf man hier auch mit Spielgeld
bezahlen?!“!
Halleluja!!
Möglicher Weise riss mich auch
die Tatsache ins Verderben, dass einige Wochen zuvor etwas angeblich…
wissenschaftlich Bezeugtes an mein Ohr gedrungen war. Von Jesus Geburtstag war
da die Rede gewesen, im Frühjahr. Und genau darauf stürzten sich in diesen
Momenten des Theaterbesuchs jetzt meine Gedanken. Wenn Frühjahr, warum dann
Dezember – wenn Weihnachten nicht Datentreu, warum dann Ostern? Warum einfach
umgelegt, WARUM, WArum, warum?
Nur um mal langsam etwas klarzustellen, eine Heide bin ich
nicht! Zwar habe ich in letzter Zeit mehr Atheisten als Gläubige kennen
gelernt, aber aus der Kirche austreten könnte ich trotzdem nicht! Zu sehr
haftet noch diese Hoffnung an mir, es gebe das gewisse Etwas, was Halt und Zuversicht
schenkt. Wirklich schwer fällt mir nur eins: Meinen Glauben mit der Institution
Kirche zu verknüpfen! Genau wie zur Konfirmation das Kreuz meiner Halskette
entfloh und kurzerhand im Bodenschacht verschwand, kaum hatte ich einen gesegneten
Schritt aus Gottes Haus getan, drohe ich unglaublich oft abzuschweifen. Meiner
Meinung nach reicht in unserer modernen Welt voll Tatsachen, Beweisen und
Fortschritt allein GLAUBE nicht mehr aus, um all jene Geschichten von Wundern
und dem Paradies für bare Münze zu nehmen. Allerdings wird das vorausgesetzt. Sonst soll man hingegen aber auch nicht
naiv sein. Und wie man mit dem Erwachsenwerden Fragen gegen alles und jeden
richtet, bleibt die Kirche eben nicht verschont. Man ist noch auf der Suche.
Könnte es nicht mal jemanden geben, der neben der
Freundschaft von Löwen und Lämmern der Generation Smartphone mehr vom wahren
Glauben, Argumenten für die Kirche
erzählt??!
Ich glaube, dann kämen auch mehr, selbst wenn nicht grade
Weihnachten ist.
Allen, die wie ich jedoch 1000 Fragen offen liegen haben,
empfehle ich wärmstens, NICHT an Heiligabend in den 16-Uhr-Gottesdienst zu
gehen! Denn für Fragen ist da keine Zeit. Es hat Theater gespielt zu werden,
und das bitte Massentauglich! Sicherlich eine Herausforderung für den Pastor,
Priester usw. Doch geben tun einem diese Spektakelevents GAR NICHTS!
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