Freitag, 9. Januar 2015







 In Sachen Ehre ... Ganz ehrlich?!

Guckt man sich die Geschehnisse der letzten Tage an, kann man sich nur noch wundern. Um was geht es hier eigentlich? Um Terror, den Islamischen Staat, evt. den Kampf der Kulturen, oder letztendlich doch um nichts als... Ehrgefühl?! 


Es ist schwer, dieses Gefühl zu beschreiben, dieses kränkelnde Symptom namens Ehre. Zweifellos kann der Mensch ehrlich sein, aus besonderem Verdienst ehrwürdig, ehrgeizig, womit wir immer mehr von unserem Suchbegriff abschweifen. Festzustellen ist jedoch, dass wohl keine Menschenseele auf diesem Planeten zu finden sein wird, die nicht ein kleines bisschen an seiner Ehre, seinem Stolz, seinem Selbstwertgefühl festhält. Zu sehr ist jenes Ehrgefühl mit der eigenen Persönlichkeit, mit dem jeweiligen Ich verbunden, als dass man es so eben ablegen könnte. Nicht auf Kosten seiner selbst und erst recht nicht im höhnischen Angesicht eines anderen. Keiner lässt sich seine Ehre gerne wegnehmen, lieber wird man für das, was man darstellt honoriert und wenn nicht wird man es den anderen schon zeigen. Ihm, wenn nötig, den Kopf einhauen? 

Wie andere WM-Zuschauer werde ich nie den Moment vergessen, als Frankreich sich im Endspiel gegen Italien 2006 selbst aufs zweite Treppchen katapultierte, den Weltrum regelrecht verköpfte. Zinédine Zidane, ihr wertvollster Spieler, hatte sich offenbar von einem gemeinen Mafioso provozieren lassen und ihm, rasend vor Wut, den Kopf in den Bauch gerammt. Das Publikum hielt den Atem an, die Sender wiederholten fassungslos Zidanes Stierhaften Auftritt bis ins Unendliche, der Schiedsrichter gab rot. Italiens Masche hatte gezogen. Hinterher kam raus, dass Zidanes maman böswillig beleidigt worden war. Daraufhin hegte man zwar mehr Verständnis für den sie verteidigenden Sohn Zidane, allerdings auf sehr unschöne Weise beendet, hatte der seine Karriere immer noch selbst. Schlau wäre es gewesen, mal kurz seine Familienehre bei Seite zu lassen und all seine rachsüchtige Kraft für den goldenen Pokal frei zu setzten. Und dem Italiener dann eine reinzuhauen - eventuell nicht vor den Augen der ganzen Welt. 

Vielleicht ein bizarres Beispiel, in dem leider sehr viel Wahres steckt. 
Familienehre ist eines der dunklen Kapitel in der Ehrensaga, in dem die Geschichten von Ächtungen, Zwangsheiraten, Verstoßungen und Ehrenmorde geschrieben stehen. Auch im politischen Gefilden findet man haufenweise angekratzte Persönlichkeiten, ob es nun Super-Merkel mit ihrem Wanzentelefon, Putin mit seinem Napoleon-Komplex und Flugmanövern, oder der schwarze Fahrer Barack Obama (dem man mal die Schlüssel in die Hand drückte) ist. Ein anderes Level erreicht das Eingeschnapptsein dann, wenn Nordkorea Sony heckt, um deren satirische Völkerreportage nicht rauszubringen. Oder wie gestern in Paris, wenn Islamisten (eher gesagt Sklaven fanatischer Ehrwürdigungen) Charlie Hebdo in ein Blutbad verwandeln, weil Ihnen deren Mohammed-Karikaturen leider zu sehr zusetzten. 

Ehrfurcht, das ist es was die Wahnsinnigen von dem nicht ehrwürdigen Westen erzwingen wollen; ob sie nun von Al-Qaida oder dem Islamischen Staat einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, spielt nichts zur Sache. Erst Sydney, jetzt Paris - wann ist Berlin an der Reihe?  
"Bei ein Volk, dass sich nicht selbst auf den Arm nehmen kann, ist irgendetwas schief gewachsen"  
hörte ich mal jemanden sagen und je mehr ich drüber nachdachte, desto mehr schien sich dieser Satz zu bewahrheiten. Auch wenn die IS momentan erfolgreich das Trugbild in die Welt hinausposaunt, jeder Muslim würde Ungläubige töten, und auch wenn der Islam seit dem 11. September als radikalste Religion die Schlagzeilen anführt - sind nicht nur Islamisten mit überdosiertem Ehrgefühl versehen. Ebenso sehr betrifft dieses Problem unsere eigenen Landesmänner, die momentan Deutschlands ausländerfreundliches Aushängeschild ordentlich mit Dreck bewerfen und ihre löchrigen Pegida-Fahnen schwenken. Der radikale Islam stellt ohne Frage eine Bedrohung dar, allerdings nicht nur für Andersgläubige, sondern auch für Muslime selbst. Wie man zum Beispiel an einem der zwölf Charlie-Hebdo-Toten, dem erschossenen Polizisten als auch Muslim (wie die Bild-Zeitung berichtete), deutlich sehen kann. Würde sich die sehr geehrte Pegida-Bande selbst nicht so wichtig nehmen, wären ihr die lächerlichen 5% Muslime in Deutschland vielleicht egal. Die Ehre der Deutschen wird durch morgenländische/ hauptsächlich friedlichen Einwanderer nämlich nicht beschmutzt, das tun sie eher selbst. 


Eigentlich ist dieser ganze Heckmeck um Ehre doch ganz schön unsinnig!  



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