Im Land der 1000 Möglichkeiten
Ein neues Jahr bricht an und von überall her weht der beflügelnde Gedanke, man könnte alles erreichen - wenn man nur wollte. Aber wie ist es überhaupt, alle Möglichkeiten vor der Nase baumeln zu haben und wie leicht fällt es uns heute, zuzupacken?! Vom Fluch und Segen der unendlichen Möglichkeit.
Zukünftige Sportlichkeit, Zigarettenverzicht, Zuckerabstinenz, Barmherzigkeit und bahnbrechende Karriereschritte. Neujahresvorsätze wie diese sind, so Leid es mir tut, abgegrast! Zur Abwechslung würde man im Januar viel lieber mal von wahren Plänen hören, ohne sofort zum Seelenklempner zu rennen. Fraglich bleibt allerdings, wie viele neue Möglichkeiten tuen sich uns wirklich auf?!
Oder zerbrechen wir uns vor den Heiligen drei Königen einfach nur besonders gerne den Kopf, welchen der vielen Pfade man am besten demnächst einschlagen sollte, um am Ende eins zu sein: Rundum glücklich. Dafür gibt es bedauerlicher Weise keine Formel, die Wunder wirkt, vielmehr zu viele Möglichkeiten, als dass man die einzig wahre auf den ersten Blick erkennt. Neujahr hin, oder her!
Womit wir wieder mal die Prognose erhalten, doch wahrlich auf sehr hohem Niveau zu leiden bzw. zu frohlocken.
Von Ebola, Wirtschaftstief und IS-Terror noch verschont, scheint die Jugend von Good old Germany noch Hoffnung zu verspüren. Aus eigener Kraft lautet hier allerdings das Gebot, denn wo 1000 Möglichkeiten wachsen, muss der eigene Weg noch durch den tiefen Wald geschlagen werden. Denn wo schulerfahrene 18-Jährige plötzlich in die Welt stolpern, die Wehrpflicht Geschichte ist und die Weltkonkurrenz nicht nur jünger, sondern (dank dem Internet) auch noch immer schneller wird, wächst mit den Möglichkeiten, gut zu sein, auch der Druck gut zu sein. So manch einem schwebt da gewiss mal die Option vor, sich einfach auf eine Südseeinsel zu verkrümeln, von Sonne und Kokosnüssen zu leben und mit einer Tauchschule, unkonventionelle Träume zu verwirklichen - fern von Good rich Germany.
Zwischen allerlei Berufsberatung, grundverschiedenen Praktika und Erfolgsgeschichten der "Gesellschaft" sollten wir uns vielleicht nicht die Möglichkeit nehmen, sich einfach mal treiben zu lassen. Lohnend ist es dabei vielleicht nicht, zum Tagelöhner zu mutieren und anzunehmen, die große Karriere falle einem schon versehentlich in den Schoß. Doch in Bewegung zu bleiben, das Ziel langsam, aber sicher einkreisen und zwischendurch vielleicht mal umzukehren, um neue Wege zu gehen.
Aller Anfang ist schwer - zeigt die Erfahrung, doch Grund für Panik bringt das weniger mit sich. Denn mit der Jugend und all ihrer Unsicherheit erinnert das gute Gewissen, dass noch Zeit für Fehler bleibt. So lange einem keiner für Fehltritte den Kopf abreist und man sich nicht entmutigen lässt, werden sich schon geeignete Nischen finden lassen. Auch wenn auf dem Examen nicht gleich der Doktor-, Juristen-, oder Beamten-Beruf eingetragen steht, wird's der Zufall gewiss schon richten. Denn am Ende kommt alles eh - anders als man denkt.
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