Mittwoch, 5. November 2014




   Tel Aviv 

     -   bei Regen  -



Was tun


wenn man in einer fremden Stadt sitzt und das Wetter den Weltuntergang voraus sagt??! Flüchten! Und zwar ins Eretz-Museum - das versorgt einen nicht nur mit Geschichte, sondern gleich mit Kunst für die Seele


Am Wochenende fand ich mich erneut in meiner neuen Lieblingsmetropole (Tel Aviv) wieder und sah den Winter über die Meeresstadt hereinbrechen. Mit Spannung hatte ich ihren Anblick ohne Sonnenschein erwartet, doch was der Israeli Winter nennt, kann mit mildem Lächeln der Nordeuropäer nur Frühling taufen. Je mehr Regengüsse nämlich durch die Lüfte peitschten, desto grüner erstrahlten Baum und Zweig vor lila Himmelsdecke und weißer Skyline.   Da mir bei Monsieur amour, neuerdings Monsieur bizness, die Decke auf den Kopf zu fallen drohte, marschierte ich ein paar Häuserblocks zum Eretz-Museum.  








Rein aus architektonischem Genuss lohnte sich jener Ausflug allemal. Hatte man auf dem Hinweg noch die primitiven Pfiffe von Testosterongetriebenen Autofahrern ertragen, wurde ich jetzt mit einem Park voller extravaganter Sehenswürdigkeiten belohnt. So ist das, wenn man als Blondine durch Israel streift - man mutiert zum Alien. 
Doch zwischen Pavillons, Pastellfarbenen Mosaiken, Wiesen voller Keramikblumen und einem atemberaubenden Hügelblick auf die blutjungen Wolkenkratzer, hatte ich meine Verträumtheit im Nu wieder.  

Die Ausstellungen waren auf verschiedene Gebäudekomplexe verteilt und gaben, von orientalischen Gärten umpflanzt, Einblick auf die unterschiedliche Epochen des Landes. 
So betrachtete ich die ersten Briefmarken aus Osmanischen Poststationen, las über Rothschilds Vermächtnis gegenüber der Stadt und seine Besuche im heiligen Land, bewunderte über 2000 Jahre alte Vasen und Tonscherben, aber lachte genauso über die schrille Mode der 80er. 






Wenn ein Wort die Fülle an Geschichte und moderner Inszenierungen dieses Museums beschreibt, dann kurzweilig
Besonders großen Gefallen fand ich an der Vielfalt von Photographie. Sei es die schwarz-weißen Gesichter der Zionisten und der Alltag im ersten Kibuz Ein Gev, oder die homosexuelle Underground-Szene. 
Ein weiteres Highlight bot Durchblick und zwar glasklaren! Nahezu von Geisterhand schwebten Automobile, oder aufspritzende Wassertropfen von Glasnatur durch die Lüfte, schimmerten Parfumfläschchen und die Farbschwaden verwunschener Wand-Installationen. Kindlich erschienen dagegen fast die Knallbunten Illustrationen einheimischer Künstler (siehe Bilder oben!).  

Zweifellos hinterlässt Tel Aviv im Gedächtnis eine authentische Spur. Es schreckt mit seiner staubigen, teils heruntergekommenen Schäbigkeit ab, ebenso zieht seine jugendlichen Frische und unverwechselbare Künstlernote jeden Romantiker in seinen Bann.  
Das Eretz schreibt sich genau das auf seine Fahnen und verzaubert mit einem coolen wie traditionellem Optimismus. Wer schlichtweg mehr erfahren möchte, das Land mit seiner gesellschaftlichen Vergangenheit und modernen Blüte erfassen will, wird hier fündig. 




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