Ein Tässchen Tee?
Kultur in der Tasse? Und ob! Doch was die Chinesen schon seit Jahrhunderten an Genuss zaubern, braut man mit ein wenig Kreativität auch lässig selbst!
Eine Weile hatte Europa an der Wirkung des Tees zu zweifeln. Ob jenes erquickende Aufgussgetränk der Gesundheit förderte oder gar Schaden zufügte, konnte zu Beginn noch niemand genau sagen.
Der holländische Arzt Cornelius Bontekoe verschrieb Kranken eine Ration von 200 Tassen pro Tag - später entpuppte sich der kolossale Fürsprecher der Teepflanze als von der Holländisch-Ostindischen Kompanie geschmiert (oh Wunder...!).
Was die Niederlande 1637 zum ersten Mal in ein paar muffigen Kisten nach Europa schiffte und ein wenig später England zu ihrer Tea Time verhelfen sollte, ist in unserer heutigen Café-Kultur so üblich wie Leitungswasser. Dass das aromatische Heißgetränk mit chinesischen Wurzeln den Meilenstein aller Teestuben legte, hat heute niemand mehr so wirklich auf dem Zettel. Nein, lieber lässt man sich bei seinem Rendezvous auf einen chemiegeladenen Starbucks-Latte mit extra Flavour einladen - Tee lässt sich ja auch als 20er-Packung für lachhafte 1,20 bei Rewe ergattern.
Daran soll partout nichts auszusetzen sein. Zeiten wie 1662, als allein die englische Adelsschicht sich des Teetrinkens erfreuen durfte, sind erfreulicher Weise passé. Stattdessen sind dank der Globalisierung asiatisch/indische Teeblätter für Hans und Franz zugänglich, wie fabelhaft. Doch wer einmal das Vergnügen hatte, im berühmten Teehaus Mariage Fréres Darjeeling zu munden, der wird wissen, dass unser Tee (ursprünglich thee geschrieben) längst nicht Tee ist. Was jene Beutel der Rewe-Liga nämlich preisgünstig beinhalten, ist nichts anderes als der Blüten-Abfall; man bezeichne sie demnach genauso trefflich als Wurst des Tee-Markts. Es mag verrückt klingen, für eine Dose erstklassiger Blätter einen Zwanziger und paar Zerquetschte auszugeben, doch das Tassenerlebnis wird einen beispielweise bei Harrods, oder Fortnum & Mason (London), wenn nicht gar im Morgenland auf ewig überzeugen.
Wie man sich jedoch am Monatsende (wenn das Geld wie immer knapp und jeder gefundene Pfennig Gold wert ist) eine brühheiße Freude beschert, ohne einen Kusmi-Laden zu überfallen, fand ich neulich in meinem Lieblings-Coffeshop in Tel Aviv heraus.
Der charmante Kellner war so freundlich, mir gleich zwei Tassen jener fruchtigen Spezialität aufs Haus kommen zu lassen. So hatte ich die Gelegenheit, mein Notizbuch zu zücken.
Man nehme:
- eine Zimtstange
- eine Orangenscheibe
- eine Hand voll Nelkenkügelchen
- eine Zitronenscheibe
- zwei Messerspitzen klein geschnittenen Ingwer
- eine Hand voll frische Minze
Diese auserwählten Zutaten gebe man in eine Tasse (möglichst gläsern, das Durchgucken lohnt sich) und brühe sie mit Wasser auf. Ungefähr sieben Minuten ziehen lassen.
Happy Tea Time!
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